Medienmitteilung Stiftung Krebsforschung Schweiz:
Anlässlich ihres Jubiläums vergibt die Stiftung Krebsforschung Schweiz gemeinsam mit einer anderen Stiftung einen Jubilee Award in der Höhe von 800 000 Franken. Für den Award in Frage kamen patientenzentrierte Forschungsprojekte, bei denen Patient:innnen die Forschung aktiv mitgestalten und ihre Erfahrung in das Forschungsdesign einbringen. Nun hat die Jury entschieden: Der Award geht an PD Dr. Elisabeth Artemis Kappos, rekonstruktive Chirurgin am Universtitätsspital Basel. Sie hat mit ihrem Forschungsprojekt zu neuen Behandlungsansätzen des Lymphödems nach Brustkrebstherapie überzeugt.
«Patient:innen werden in der Krebsforschung meist noch zu wenig eingebunden. Anlässlich unseres 30-jährigen Jubiläums wollten wir deshalb explizit ein Forschungsprojekt mit Patientenbeteiligung unterstützen. Damit leisten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Krebsbetroffenen», erklärt Dr. Peggy Janich, Geschäftsführerin der Stiftung Krebsforschung Schweiz.
Forschung mit den statt über die Patienten
Das Besondere an diesem mit 800 000 Franken dotierten Award: Die eingereichten Projekte mussten sogenannte «patient-directed clinical trials» sein. Bei dieser Art von klinischer Forschung sind Krebsbetroffene in allen Phasen der Studie involviert, angefangen beim Design, über die Durchführung bis zur Kommunikation der Ergebnisse. Das Ziel solcher patientenzentrierter Studien ist es, die Forschungsfragen relevanter zu gestalten und stärker auf die Krebsbetroffenen auszurichten. Forschung mitPatient:innen statt Forschung über sie, heisst der Leitsatz.
Gewinnerprojekt soll Lebensqualität von Frauen mit brustkrebsassoziiertem Lymphödem verbessern
Der Jubilee Award geht an PD Dr. Elisabeth Artemis Kappos, rekonstruktive Chirurgin am Universtitätsspital Basel, für ein Forschungsprojekt, das die Behandlung von brustkrebsbedingtem Lymphödem verbessern will. Lymphödeme sind Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Weltweit leiden rund 250 Millionen Menschen daran. Besonders häufig betroffen sind Frauen, die wegen einer Brustkrebserkrankung an den Lymphknoten operiert oder bestrahlt werden mussten. Abhängig von der durchgeführten Krebstherapie entwickeln bis zu einem Viertel von ihnen ein Lymphödem. Die betroffenen Frauen leiden manchmal noch Jahre nach einer überstandenen Brustkrebserkrankung unter schmerzhaften Schwellungen und stark eingeschränkter Lebensqualität. Zwar können aktuell verfügbare Methoden wie die lymphologische Physiotherapie eine Linderung bringen, sie wirken aber rein symptomatisch und sind für Betroffene aufwändig: Hautpflege, manuelle Lymphdrainage, Kompression, Bewegung und Selbstmanagement.
Wissenschaftliche Grundlage für mikrochirurgische Behandlung schaffen
Mit der geförderten Studie will das internationale Forschungsteam um PD Dr. Elisabeth Artemis Kappos zeigen, dass die mikrochirurgische Behandlung eine nachhaltige Lösung zur Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Frauen sein kann. Dabei können durch die Therapie beeinträchtigte Lymphgefässe durch den Anschluss an nahegelegene Venen "entlastet" oder entfernte Lymphknotenpakete verpflanzt werden, um einen besseren Abtransport der Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe zu ermöglichen. Eingebettet ist die Studie ins „Oncoplastic Breast Consortium“, eine internationale Gruppierung von Spezialisten und Patientinnenvertreterinnen, die seit der Gründung durch Prof W.P. Weber 2017 gemeinsam Forschungsschwerpunkte im Bereich der Brustkrebstherapie identifiziert und entsprechende Projekte umsetzt.
«Patientinnen, die unter einem chronischen Lymphödem leiden, haben aufgrund des Mangels an aussagekräftigen Studien heute noch keinen breiten Zugang zu solchen innovativen Behandlungsmethoden. Das ist inakzeptabel, denn die betroffenen Frauen leiden sehr»
Elisabeth Kappos
«Mit unserer Studie wollen wir eine solide wissenschaftliche Grundlage schaffen und aufzeigen, dass eine mikrochirurgische Behandlung wirksam ist, die Lebensqualität der Betroffenen verbessert und auch in Sachen Kosteneffizienz oft besser abschneidet als die rein konservative Therapie. Im Namen unseres ganzen Forschungsteams, möchte ich mich für das Vertrauen in unser Projekt bedanken und bei meinem Team für die unglaubliche Unterstützung», sagt die Forscherin. Die Studie wird in Kooperation mit multiplen Zentren aus dem In- und Ausland durchgeführt. Im Unispital Basel massgeblich beteiligt sind neben der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Aesthetische Chirurgie das Brustzentrum, das Departement Klinische Forschung, aber auch die Klinik für Angiologie, sowie eine starke Gruppe von Patientinnenvertreterinnen.
Über die Stiftung Krebsforschung Schweiz
Die Stiftung Krebsforschung Schweiz fördert mithilfe von Spendengeldern seit über 30 Jahren sämtliche Bereiche der Krebsforschung: Grundlagenforschung, klinische, epidemiologische, psychosoziale Forschung und Versorgungsforschung. Ein besonderes Augenmerk gilt der Unterstützung von patientennaher Forschung, deren Resultate den Patientinnen und Patienten möglichst direkt nützen. Verantwortlich für die Mittelverteilung an die Forschenden ist der Stiftungsrat. Er stützt sich bei der Entscheidung, welche Forschungsprojekte unterstützt werden, auf die Empfehlungen der Wissenschaftlichen Kommission, die alle Gesuche nach klar definierten Kriterien begutachtet. www.krebsforschung.ch