Plenary Session

Presentation during EHA2023 All Oral presentations will be presented between Friday, June 9, and Sunday, June 11 and will be accessible for on-demand viewing from Monday, June 19 until Monday, August 14, 2023, on the Congress platform.

Abstract titles and summaries were obtained from the EHA website http://www.ehaweb.org, abstracts were translated, edited, and summarized in German.

  • LUSPATERCEPT VERSUS EPOETIN ALFA FOR TREATMENT (TX) OF ANEMIA IN ESA-NAIVE LOWER-RISK MYELODYSPLASTIC SYNDROMES (LR-MDS) PATIENTS (PTS) REQUIRING RBC TRANSFUSIONS - DATA FROM THE PHASE 3 COMMANDS STUDY
  • OMISSION OF RADIOTHERAPY IN PRIMARY MEDIASTINAL B-CELL LYMPHOMA PATIENTS FOLLOWING COMPLETE METABOLIC RESPONSE TO STANDARD IMMUNOCHEMOTHERAPY: RESULTS OF THE IELSG37 RANDOMISED TRIAL (NCT01599559)
  • DIFFERENTIAL TARGET PROFILES AND EFFICACY OF ADCLEC.SYN1 AND CD33-CARS IN HUMANIZED AML MODELS
  • NATURAL AND AGE-RELATED VARIATION IN CIRCULATING HUMAN HEMATOPOIETIC STEM CELLS
  • FIRST PHASE 3 RESULTS FROM CARTITUDE-4: CILTA-CEL VERSUS STANDARD OF CARE (PVD OR DPD) IN LENALIDOMIDE-REFRACTORY MULTIPLE MYELOMA

LUSPATERCEPT VERSUS EPOETIN ALFA FOR TREATMENT (TX) OF ANEMIA IN ESA-NAIVE LOWER-RISK MYELODYSPLASTIC SYNDROMES (LR-MDS) PATIENTS (PTS) REQUIRING RBC TRANSFUSIONS

DATA FROM THE PHASE 3 COMMANDS STUDYAPY FOLLOWED BY SINGLE-AGENT CONTINUATION IN PATIENTS AGED 18-75 YEARS WITH NEWLY DIAGNOSED FLT3-ITD+ AML

Della Porta M. Jun 8, 2023; 387802; S102

 

Luspatercept könnte einen neuen Therapiestandard für ESA-naive Patienten mit transfusionsabhängigem LR-MDS etablieren

LR-MDS-Patienten, die Erythrozytentransfusionen benötigen, leiden unter chronischer Anämie, erhöhter Morbidität, Eisenüberladung und einem schlechten OS. Die derzeitige Standardtherapie, Erythropoese-stimulierende Substanzen (ESAs), ist suboptimal. Denn viele Patienten kommen nicht dafür in Frage oder sprechen nur begrenzt und/oder vorübergehend darauf an. Luspatercept ist in den USA und der EU zur Behandlung von Anämie bei LR-MDS nach Versagen von ESA zugelassen. Luspatercept wurde bisher nicht direkt mit ESAs bei ESA-naiven Patienten verglichen. Bericht über vorläufige Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten aus der offenen, randomisierten COMMANDS-Studie (NCT03682536) der Phase 3, in der Luspatercept mit Epoetin alfa bei ESA-naiven LR-MDS-Patienten verglichen wurde.
 
Studienanlage:
  • Die in Frage kommenden Patienten waren ≥18 Jahre alt, hatten Serum-Erythropoetin (sEPO) <500 U/L und benötigten Erythrozyten-Transfusionen.
  • Die Patienten erhielten subkutanes Luspatercept (1,0-1,75 mg/kg; einmal alle 3 Wochen) oder Epoetin alfa (450-1050 IU/kg; wöchentlich) für ≥24 Wochen.
  • Die Patienten wurden nach dem Ausgangswert (BL) der Erythrozyten-Transfusionsbelastung (<4 vs. ≥4 Erythrozyten-U/8 Wochen), BL sEPO (≤200 vs. >200 U/L) und RS-Status (RS+, RS-) stratifiziert.
  • Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten, die ≥12 Wochen von Erythrozyten-Transfusionen unabhängig waren (RBC-TI) und gleichzeitig einen mittleren Hämoglobinanstieg von ≥1,5 g/dL in den Wochen 1-24 aufwiesen.
  • Zu den sekundären Endpunkten gehörten die hämatologische Verbesserung der Erythrozyten (HI-E) ≥8 Wochen, die Erythrozyten-TI 24 Wochen und ≥12 Wochen in den Wochen 1-24 sowie Subgruppenanalysen, die Auswirkungen von MDS-assoziierten Genmutationen auf das Ansprechen und die Sicherheit.
 
Behandlungsergebnisse:
  • 178 Patienten wurden zu Luspatercept und 178 zu Epoetin alfa randomisiert (31Aug2022); die mediane Dauer der Behandlung betrug 41,6 bzw. 27,0 Wochen.
  • Die BL-Merkmale waren zwischen den Studienarmen ausgeglichen.
  • Der primäre Endpunkt wurde von 86/147 (58,5 %) Luspatercept- und 48/154 (31,2 %) Epoetin-Alfa-Patienten erreicht (P<0,0001; vgl. Abb. A im Originalabstract);
  • das Erreichen des primären Endpunkts war in allen Untergruppen zugunsten von Luspatercept oder ähnlich wie bei Epoetin-Alfa (vgl. Abb. B im Originalabstract).
  • Die Behandlung mit Luspatercept begünstigte auch das Erreichen von HI-E ≥8 Wochen, RBC-TI 24 Wochen und RBC-TI ≥12 Wochen in den Wochen 1-24 (vgl. Abb. A im Originalabstract).
  • Die mediane Dauer der RBC-TI ≥12 Wochen (Woche 1 bis Ende der Therapie) war bei Luspatercept im Vergleich zu Epoetin alfa insgesamt länger (126,6 bzw. 77,0 Wochen) und für klinisch relevante Untergruppen, einschließlich RS+ und RS-.
  • Patienten mit SF3B1-, SF3B1α-, ASXL1-, TET2-, DNMT3A-, EZH2-, IDH2- und U2AF1-Mutationen zeigten ebenfalls ein günstiges Ansprechen auf Luspatercept im Vergleich zu Epoetin alfa (vgl. Abb. C im Originalabstract).
  • Luspatercept-Patienten hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen klinischen Nutzen zu erzielen, unabhängig von der Gesamtmutationslast.
Verträglichkeit:
  • 164 (92,1 %) Luspatercept- und 150 (85,2 %) Epoetin alfa-Patienten meldeten unerwünschte Ereignisse (TEAEs) jeglichen Grades;
  • 8 (4,5 %) und 4 (2,3 %) Patienten brachen die Therapie aufgrund von TEAEs ab.
  • Die häufigsten TEAE (jeglichen Grades) unter Luspatercept waren Müdigkeit (14,6 %), Durchfall (14,6 %) und Bluthochdruck (12,9 %),
  • unter Epoetin alfa waren Asthenie (14,2 %), Durchfall (11,4 %) und Anämie (9,7 %).
  • Die häufigsten TEAEs bei Luspatercept-Patienten waren leicht bis mittelschwer, nicht schwerwiegend und führten im Allgemeinen nicht zum Absetzen der Behandlung.
  • Bei 4 (2,2 %) Luspatercept- und 5 (2,8 %) Epoetinalfa-Patienten kam es zu einer AML;
  • die Gesamtsterblichkeitsrate war in beiden Gruppen ähnlich (32 [18,0 %] bzw. 32 [18,2 %]).
  • Das Sicherheitsprofil von Luspatercept war mit früheren Berichten vergleichbar; es wurden keine neuen Sicherheitsereignisse festgestellt.
Fazit:
Luspatercept erzielte laut den Studienautoren Überlegenheit gegenüber Epoetin alfa mit klinisch bedeutsamen Verbesserungen der RBC-TI- und HI-E-Raten bei ESA-naiven LR-MDS-Patienten, die Transfusionen benötigen. Luspatercept hatte verglichen mit Epoetin alfa günstigere Ergebnisse in einem Spektrum von bekannten MDS-Mutationen. Luspatercept könnte nach Anscht derAutoren die derzeitige Situation verändern, indem es einen neuen Therapiestandard für ESA-naive Patienten mit transfusionsabhängigem LR-MDS etabliert.

OMISSION OF RADIOTHERAPY IN PRIMARY MEDIASTINAL B-CELL LYMPHOMA PATIENTS FOLLOWING COMPLETE METABOLIC RESPONSE TO STANDARD IMMUNOCHEMOTHERAPY:

RESULTS OF THE IELSG37 RANDOMISED TRIAL (NCT01599559)

Martelli M. Jun 8, 2023; 387801; S101

Das primäre mediastinale B-Zell-Lymphom (PMBCL) hat laut den Studienautoren eine gute Prognose, wenn mit einer dosisintensiven Immunchemotherapie rasch eine Remission erreicht wird. Hier kann eine mediastinale Strahlentherapie (RT) das Ansprechen konsolidieren,  erhöht jedoch das Risiko von Zweitmalignomen sowie koronaren oder Herzklappenerkrankungen.

Die IELSG37-Studie (NCT01599559) mit einem Nichtunterlegenheitsdesign sollte prüfen, ob bei Patienten nach Immunochemotherapie mit komplettem metabolischen Ansprechen (CMR) auf eine RT verzichtet werden kann.

Studienanlage:

  • Patienten mit neu diagnostiziertem PMBCL kamen in Frage.
  • Das anfängliche Rituximab- und Anthrazyklin-basierte Regime wurde entsprechend der lokalen Praxis ausgewählt.
  • CMR wurde nach zentraler Überprüfung von Positronen-Emissions-Computertomographie(PET/CT)-Aufnahmen als Deauville-Score 1 bis 3 gemäß der Lugano-Klassifikation definiert.
  • Die Patienten, die darauf ansprachen, wurden nach dem Zufallsprinzip einer Beobachtung (OBS) oder einer Konsolidierungs-RT (30 Gy) zugewiesen.
  • Die Randomisierung erfolgte stratifiziert nach Geschlecht, Chemotherapieschema, Land und PET/CT-Score.
  • Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) nach der Randomisierung.
  • Die Analyse des primären Endpunkts wurde gemäß der Empfehlung des IDMC durchgeführt, wobei ≥80 % der Patienten eine Nachbeobachtungszeit von mindestens 30 Monaten hatten.
  • 545 Patienten (209 Männer, 336 Frauen) wurden in die Studie aufgenommen.

Behandlungsergebnisse:

  • Die Induktions-Immunchemotherapie wurde bei 530 Patienten abgeschlossen und das Ansprechen bewertet.
  • 268 von ihnen (50,6 %) erreichten eine CMR und wurden nach dem Zufallsprinzip der OBS (n= 132) oder der RT (n=136) zugewiesen.
  • Die mediane Nachbeobachtungszeit der randomisierten Patienten betrug 59 Monate (Interquartilsbereich, 42-64).
  • Das PFS 30 Monate nach der Randomisierung betrug 98,5 % (95 %CI, 94,2-99,6) in der RT-Gruppe und 96,2 % (95 %CI, 91,1-98,4) in der OBS-Gruppe (Log-rank P=0,274).
  • Der geschätzte relative Effekt der Strahlentherapie gegenüber der Beobachtung in Form der Hazard Ratio (HR) betrug 0,47 (0,12-1,88) ohne Anpassungen und 0,68 (0,16-2,91) nach Stratifizierung für die bei der Randomisierung verwendeten Variablen.
  • Nach 30 Monaten betrug die absolute Risikoreduktion durch RT 2,3 % (-1,5 bis 6,2) ohne Adjustierung und 1,2 % (-3,2 bis 7,0) nach Adjustierung.
  • Die Zahl der zu behandelnden Patienten ist hoch (43 Patienten, unbereinigt, und 126 nach Stratifizierung).
  • Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate lag in beiden Gruppen bei 99 %.

Verträglichkeit:

  • Bislang wurden 3 kardiale Ereignisse des Grades 3-4 und 3 Zweitkarzinome verzeichnet, alle bei Patienten, die für die Bestrahlung randomisiert wurden.

Fazit:

Dies ist laut den Studienautoren die größte je durchgeführte prospektive Studie zum PMBCL. Obwohl die Ereignisrate nicht das erwartete Niveau erreichte und eine längere Nachbeobachtungszeit erforderlich ist, um Spättoxizitäten richtig zu bewerten, liefern die Resultate gemäss den Autoren solide Beweise für den Verzicht auf eine RT bei Patienten, die nach einer Immunchemotherapie eine CMR erhalten.

DIFFERENTIAL TARGET PROFILES AND EFFICACY OF ADCLEC.SYN1 AND CD33-CARS IN HUMANIZED AML MODELS

Haubner S. Jun 8, 2023; 387804; S104 (Abstract-embargo bis 9. Juni)

Potenziellen Herausforderungen einer CAR-Ziel-"Antigensenke"

Die CAR-Therapie für AML steht laut den Studienautoren aufgrund der klonalen Heterogenität und der Ähnlichkeit mit der normalen frühen Hämatopoese vor Herausforderungen hinsichtlich der Wirksamkeit und der On-Target-Toxizität. Die Autoren haben bereits ein neuartiges kombinatorisches CAR-Konzept mit IF-BETTER-Gate vorgestellt, das auf ADGRE2 und CLEC12A abzielt und als ADCLEC.syn1 bezeichnet wird. Sie haben gezeigt, dass es das Potenzial hat, auf ADGRE2-arme AML abzuzielen, indem es das AML-Target-Engagement mit einem chimären kostimulatorischen Rezeptor (CCR), der für CLEC12A spezifisch ist, rettet und gleichzeitig normale hämatopoetische Stamm- und Vorläuferzellen (HSPC) mit ADGRE2-Mangel schont, denen CLEC12A fehlt. Hier vergleichen sie in humanisierten Mausmodellen die Wirksamkeit von ADCLEC.syn1 mit einem konventionellen CAR, das auf CD33 abzielt. Siei wollten Einblicke in die Wirksamkeit von CAR-Designs mit unterschiedlichen Zielstrukturen im Kontext von AML und normaler Hämatopoese gewinnen, indem sie PDX- oder humanisierte AML-Mausmodelle verwendeten und die Expression von Zielantigenen in leukämischen und normalen Zellen quantifizierten.
 
Studienanlage:
  • Die Autoren haben ein quantitatives Target-Expressionsprofil für ADGRE2, CD33, CD123 und CLEC12A in AML und normalem Gewebe sowohl hämatopoetischen als auch nicht-hämatopoetischen Ursprungs erstellt.
  • Mit Hilfe der Durchflusszytometrie haben sie die Anzahl der Oberflächen-Zielmoleküle in rezidivierter/refraktärer (r/r) AML (n=39 Patienten) und normalen hämatopoetischen Zellen (n=8 gesunde Spender) bestimmt.
  • Die Expression von Zielgenen in nicht-hämatopoetischen Zelltypen wurde ebenfalls anhand von Einzelzell-RNAseq-Datensätzen analysiert.
  • Die Ergebnisse wurden dann mit der In-vivo-Wirksamkeit von ADCLEC.syn1 und CD33-CAR T-Zellen in von Patienten abgeleiteten oder humanisierten AML-Xenotransplantationsmodellen korreliert.
 
Behandlungsergebnisse:
  • In der AML-Fraktion, die mit leukämischen Stammzellen (LSC) angereichert war, wurde bei 79 % der Patienten eine hohe ADGRE2-Expression (>1,0x103 Moleküle/Zelle) und bei 87 % der Patienten eine hohe CD33-Expression (>1,0x103) festgestellt.
  • In normalen hämatopoetischen Zellen, die aus dem Knochenmark gesunder Spender stammten, wurde ADGRE2 nur in weniger häufig vorkommenden Zellpopulationen nachgewiesen (maximal 1,6 x 103 Moleküle/Zelle),
  • während CD33 in allen myeloischen Zellen ubiquitär exprimiert wurde (bis zu 2,4 x 104 Moleküle/Zelle), was die Frage nach einer potenziellen "Antigensenke" für CAR-Ziele aufwirft.
  • Die Expression von ADGRE2, CD33 undCLEC12A beschränkte sich auf hämatologische Zelltypen, während CD123 auch in Endothelzellen exprimiert wurde.
  • Als Nächstes verglichen die Autoren die antileukämische Wirksamkeit von ADCLEC.syn1 mit einem Referenz-CD33-CAR in AML-Xenotransplantationsmodellen mit unterschiedlichen AML-Engrafting-Mustern und zusätzlichen normalen Bystander-Zellen in einem humanisierten Modell.
  • In einem MOLM13-Xenograft-NSG-Modell führten sowohl ADCLEC.syn1 als auch CD33-CAR selbst bei einer einzigen niedrigen Dosis von 2x105 CAR-T-Zellen pro Maus rasch zu vollständigen Remissionen und verhinderten erfolgreich Rückfälle bei späten AML-Rechallenges.
  • Humanisierte NSG-Mäuse, die dasselbe MOLM13-AML-Xenotransplantat und normale menschliche Bystander-Zellen trugen, sprachen jedoch nicht auf CD33-CAR-T-Zellen an, während ADCLEC.syn1 die MOLM13-AML-Zellen im humanisierten Setting schnell eliminierte.
  • In einem r/r-AML-PDX-Modell führten sowohl ADCLEC.syn1 als auch CD33-CAR zu einer In-vivo-Expansion der CAR-T-Zellen, jedoch nurADCLEC.syn1 zu kompletten Remissionen.
  • CD33-CAR-behandelte Mäuse erlitten einen Rückfall mit einem funktionellen LSC-Pool, der durch serielle AML-Transplantation nachgewiesen wurde.
  • Wichtig ist, dass die AML nach CD33-CAR-Rezidiv durch ADCLEC.syn1 erfolgreich eliminiert wurde.
 
Fazit:
Insgesamt bringen die Autoren quantitative CAR-Target-Profile in AML und normalem Gewebe mit der präklinischen CAR-Wirksamkeit in Verbindung. Und sie vergleichen ein neuartiges kombinatorisches CAR-Design, ADCLEC.syn1, mit einem konventionellen CD33-gerichteten CAR. Ihre Ergebnisse zeigen die potenziellen Herausforderungen einer CAR-Ziel-"Antigensenke" auf, die die klinische Wirksamkeit einschränkt, wenn Antigene mit hoher Abundanz in normalen Bystander-Zellen ins Visier genommen werden. Derzeit untersuchen die Autoren ADCLEC.syn1-T-Zellen für r/r AML in einer ersten klinischen Phase-1-Studie am MSKCC (NCT05748197).

NATURAL AND AGE-RELATED VARIATION IN CIRCULATING HUMAN HEMATOPOIETIC STEM CELLS

Furer N. Jun 8, 2023; 387803; S103

Es gibt bei Gesunden jeden Alters in kompletten Blutbildern eine große interindividuelle Heterogenität über alle Altersdezimale hinweg sowie spezifische altersbedingte Muster, wie die Entwicklung einer makrozytären Anämie mit hohem RDW und eine Verringerung der absoluten Lymphozytenzahl. Die Mechanismen, die dieser normalen Variation zugrunde liegen, sind nach wie vor unklar.

Studienanlage:

  • Zur Vertiefung des Verständnisses führten die Autoren scRNAseq an CD34+ zirkulierenden HSPCs aus frischen PB-Proben von 99 gesunden Personen im Alter von 25-95 Jahren durch.
  • Alle Probenspender galten als gesund, ihre CBC-Werte lagen im Normalbereich, und es war nicht bekannt, dass sie vor der Probenahme ARCH-definierende Mutationen aufwiesen.
  • Die Autoren verwendeten ein genotypbasiertes Multiplexing der Proben und stützten sich dabei auf gemeinsame SNPs, die sie in der 3'-UTR der HSPC-RNA identifiziert hatten, sowie auf deren gezielte DNA-Sequenzierung, um Chargenverzerrungen zu reduzieren und Dubletten zuverlässig zu entfernen.
  • Sie haben von allen Personen in ihrer Kohorte bis zu 5 Jahre vor der Probenahme longitudinale CBCs gesammelt und eine tiefgehende gezielte somatische Mutationsanalyse durchgeführt, um Fälle von CH zu identifizieren.
  • Nach einer Qualitätskontrolle und Filterung behielten siw 360.000 Einzelzellprofile zurück, mit denen wir ein Metazell-Vielfaltsmodell der zirkulierenden HSPCs erstellten.


Untersuchungsergebnisse:

  • Die Größe der Kohorte ermöglichte es, seltene Populationen von HSPCs zu charakterisieren, die zuvor nicht eingehend untersucht werden konnten, wie z. B. zirkulierende HLF/AVP-positive HSCs, von denen bekannt ist, dass sie eine umfangreiche Selbsterneuerungskapazität haben, sowie einen gemeinsamen NK/T/DC-Progenitor, der mit dem Alter nicht abnimmt.
  • Die interindividuelle Heterogenität in der Häufigkeit spezifischer Zellzustände korrelierte in hohem Maße mit bestimmten Blutindizes, wobei insbesondere die CLP-Häufigkeit mit dem Prozentsatz der Lymphozyten und die MEP-Häufigkeit mit dem Hämatokrit in Zusammenhang gebracht wurde.
  • Interessanterweise waren niedrige CLP-Häufigkeiten, ein hoher RDW und das Vorhandensein von CH alle individuell miteinander verbunden.
  • Eine kompositionskontrollierte Analyse der interindividuellen Transkriptionsvariation in HSPCs deckte eine Lamin-A (LMNA)-Signatur auf, die ebenfalls mit CH und einer Verringerung der CLP-Häufigkeiten korreliert war, sowie eine alterskorrelierte S-Phasen-Signatur, die im späten MEP-Verlauf beobachtet wurde.
  • Eine abweichende Synchronisation beim Schließen der Stammzellprogramme und beim Öffnen der erythroiden Programme bei der MEP-Differenzierung war sowohl mit den Erythrozyten als auch mit dem MCV verbunden, so dass Individuen, die ihr Stammzellprogramm zu früh schlossen, höhere MCV- und niedrigere Erythrozytenwerte aufwiesen und vice versa.
  • Schließlich stellen die Autoren als Konzeptnachweis neue Methoden zur Analyse von MDS/AML-Fällen auf der Grundlage unseres normalen Referenzatlas vor. Alle Daten können hier eingesehen werden: https://tanaylab.weizmann.ac.il/MCV/blood_aging/

Fazit:

  • Die Autoren stellen eine umfassende Karte der zirkulierenden menschlichen HSPCs in einer altersdiversen, großen, gesunden Kohorte dar. Während die Transkriptionszustände von HSPCs im Allgemeinen über alle Individuen hinweg konserviert sind, stellen sie bemerkenswerte interindividuelle Unterschiede in ihrer internen Verteilung und Regulierung fest und verknüpfen diese mit verschiedenen klinischen Parametern sowie dem Vorhandensein von präleukämischen Mutationen.
  • Fallstudien von Patienten mit frühen hämatologischen Malignomen zeigen gemäss den Autoren stark abnorme Verteilungen der zirkulierenden HSPC-Zustände und mehrere neuartige Gensignaturen, die weitere diagnostische Möglichkeiten auf der Grundlage der zur Verfügung gestellten gesunden Referenzkarte nahelegen.

 

FIRST PHASE 3 RESULTS FROM CARTITUDE-4: CILTA-CEL VERSUS STANDARD OF CARE (PVD OR DPD) IN LENALIDOMIDE-REFRACTORY MULTIPLE MYELOMA

Einsele H. Jun 8, 2023; 387800; S100 (Abstract-Embargo bis 9.Juni)

Potenzial von Cilta-Cel zur Schlüsseltherapie für Patienten mit multiplem Myelom nach dem ersten Rückfall

CARTITUDE-4 ist laut den Studienautoren eine globale, randomisierte, kontrollierte Phase-3-Studie (NCT04181827) zu Ciltacabtagene Autoleucel (Cilta-Cel), einer chimären Antigenrezeptor (CAR)-T-Zelltherapie mit dualer Bindung, die auf B-Zell-Reifungsantigene abzielt, im Vergleich zu (vs) Standardtherapie (SOC; Pomalidomid, Bortezomib und Dexamethason [PVd] oder Daratumumab, Pomalidomid und Dexamethason [DPd]) bei Patienten mit Lenalidomid-Refraktärität. Vorliegend wird über die Ergebnisse der ersten Phase-3-Studie berichtet. Mit ihr wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von cilta-cel im Vergleich zu SOC bei Lenalidomid-refraktären Patienten mit 1-3 vorangegangenen Therapielinien (LOT) untersucht.

Studienanlage:

  • Die in Frage kommenden Patienten hatten 1-3 vorangegangene LOT, einschließlich Proteasom-Inhibitoren (PI) und immunmodulatorische Medikamente, und waren Lenalidomid-refraktär.
  • Nach der Apherese erhielten die Patienten, die in die Cilta-Cel-Gruppe randomisiert wurden, eine Überbrückungstherapie mit PVd oder DPd (nach Wahl des Arztes) und anschließend eine Cilta-Cel-Infusion (Zieldosis 0,75×106 CAR+ lebensfähige T-Zellen/kg) 5-7 Tage nach der Lymphdrainage.
  • In der SOC-Gruppe erhielten die Patienten PVd oder DPd (nach Wahl des Arztes) bis zum Fortschreiten der Erkrankung.
  • Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), das in der randomisierten Population analysiert wurde.
  • Vor der Teilnahme an der Studie wurde eine informierte Zustimmung eingeholt.

Behandlungsergebnisse:

  • 419 Patienten wurden randomisiert (cilta-cel, n=208; SOC, n=211 [PVd, n=28; DPd, n=183]).
  • 176 Patienten erhielten die geplante Cilta-cel-Behandlung, 20 weitere erhielten Cilta-cel nach Fortschreiten der Erkrankung während der Überbrückungstherapie, und 208 erhielten eine SOC-Behandlung.
  • Es gab keine Produktionsausfälle.
  • Die Ausgangscharakteristika waren ausgewogen (cilta-cel vs. SOC: 59 % vs. 63 % zytogenetisches Hochrisiko [einschließlich Gain/Amp 1q]; 50 % vs. 46 % PI-refraktär; 24 % vs. 22 % Anti-CD38-refraktär; 33 % vs. 32 % hatten eine vorherige LOT).
  • Die mediane Dosis von cilta-cel betrug 0,71×106 CAR+ lebensfähige T-Zellen/kg. Am Stichtag der Daten, betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 16 Monate (Spanne 0,1-27).
  • Der primäre Endpunkt wurde erreicht; cilta-cel verringerte das Risiko einer Progression/eines Todes um 74 % (Hazard ratio [HR]=0,26; P-Wert [P] <0,0001).
  • Die Patienten in der Cilta-Cel-Gruppe wiesen im Vergleich zur SOC-Gruppe eine signifikant höhere Gesamtansprechrate, eine höhere Rate an komplettem Ansprechen (CR) oder besser und eine höhere Gesamtrate an Negativität der minimalen Resterkrankung (MRD) auf (vgl. Tabelle im Originalabstract), mit einem positiven Trend beim Gesamtüberleben (HR, 0,78; 95% CI, 0,5-1,2).

Verträglichkeit:

  • 97 % bzw. 94 % der in der Cilta-Cel- bzw. SOC-Gruppe behandelten Patienten hatten unerwünschte Ereignisse des Grades 3/4, darunter Infektionen (27 % gegenüber 25 %) und Zytopenien (94 % gegenüber 86 %).
  • In der cilta-cel- bzw. SOC-Gruppe starben 39 bzw. 46 Patienten (14 bzw. 30 aufgrund einer Progression).
  • Bei den Patienten, diecilta-cel als Studienbehandlung erhielten (n=176), traten bei 76 % ein Zytokinfreisetzungssyndrom (1 % Grad 3; kein Grad 4/5) und bei 5 % ein immuneffektorzellassoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (alle Grad 1/2) auf.
  • Es wurde ein einziger Fall einer behandlungsbedingten Bewegungsstörung und einer neurokognitiven Störung gemeldet (Grad 1).

Fazit:

Eine einmalige Cilta-Cel-Infusion verbesserte laut den Studienautoren das PFS im Vergleich zur SOC bei Lenalidomid-refraktären Patienten mit 1 bis 3 vorangegangenen LOT signifikant. Das Nutzen-Risiko-Profil war bei allen Patientengruppen günstig. Die 74%ige Reduktion von Progression/Tod und die hohen Raten von CR und MRD-Negativität unterstreichen gemäss den Autoren das Potenzial von Cilta-Cel, eine Schlüsseltherapie für Patienten mit multiplem Myelom nach dem ersten Rückfall zu werden.

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