Anti-EGFR Therapien - Neue Dosierungsempfehlung für Cetuximab erlaubt mehr Flexibilität bei Verabreichung [1]

Seit dem 28.02.2025 ist eine neue Dosierungsempfehlung für den EGFR-Inhibitor Cetuximab (Erbitux®) in der Schweiz zugelassen: Neu kann Cetuximab bei metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC, metastasized ColoRectal Carcinoma) sowie bei rezidivierenden oder metastasierenden (R/M) Plattenepithelkarzinomen im Kopf und Halsbereich (SCCHN; Squamous Cell Carcinoma of the Head and Neck)* alle zwei Wochen (Q2W) statt jede Woche (Q1W) gegeben werden [1].

Im Jahr 2003 wurde Cetuximab als erster anti-EGFR-Wirkstoff in der Schweiz zugelassen [2]. Seine Anwendung in verschiedenen onkologischen Indikationen# wurde bis anhin mit einer Initialdosis von 400 mg/m2 gestartet und danach in einer Q1W Folgedosis von 250 mg/m2 verabreicht [1]. Einige Studien zeigten jedoch, dass auch eine Q2W Gabe von 500 mg/m2 Cetuximab beim mCRC und R/M SCCHN ein vergleichbares Wirk- und Sicherheitsprofil mit sich bringt [3-7].

Zweiwöchentliche Gabe effektiv bei mCRC

Eine Analyse von gepoolten Daten verglich die Wirksamkeit des Q2W-Schemas (N=554) mit dem traditionellen Q1W-Schema (N=763) von Cetuximab in Kombination mit Chemotherapie (ChT) in der Erstlinienbehandlung von erwachsenen mCRC-Patient:innen mit RAS-Wildtyp [3]. Nach Gewichtung anhand der Patientencharakteristika betrug das mediane Gesamtüberleben (mOS) 24,7 Monate (95% KI: 23,1-26,8) in der Q1W-Gruppe vs. 27,9 Monate (95% KI: 26,1-31,2) in der Q2W-Kohorte (Abb. 1). Es zeigten sich somit keine signifikanten Unterschiede zwischen den Anwendungsarten [3]. Eine Real-World-Studie, welche 2730 mCRC Patient:innen einschloss, bekräftigte die Nichtunterlegenheit des Q2W-Cetuximab-Regimes gegenüber dem Q1W-Schema (HR für OS: 0,94 [95% KI: 0,85-1,03]) [4]. Zudem wurde in einer Phase-I-Dosiseskalationsstudie festgestellt, dass während des gesamten Dosierungsintervalls vergleichbare Mindestkonzentrationen aufrecht erhalten wurden [5].

Auch R/M SCCHN Betroffene profitieren bei konstantem Sicherheitsprofil

Eine univariate Analyse einer prospektiven Beobachtungsstudie, welche erwachsene R/M SCCHN Patient:innen einschloss, stellte ebenfalls keine Unterschiede in den 12-Monats-OS-Raten (62,6% vs. 77,0%; p=0,20) zwischen dem Q1W- (N = 33) und Q2W-Schema (N = 39) in der Erstlinienerhaltungstherapie mit Cetuximab in Kombination mit platinbasierter ChT fest [6]. Zudem zeigten die genannten Studien keine neuen Sicherheitssignale und ein vergleichbares Sicherheitsprofil der beiden Verabreichungsschemata [3, 4, 6]. Das vergleichbare Sicherheitsprofil wird ausserdem durch eine Meta-Analyse bekräftigt, welche ähnliche Raten von Grad 3/4 unerwünschten Ereignissen unter Q1W und Q2W Gabe von Cetuximab verzeichnete [7].

Fazit

Das in der Schweiz neu zugelassene Q2W-Dosierungsschema mit Cetuximab (Erbitux®) bietet für mCRC und R/M SCCHN* Patient:innen nun eine Alternative zum Q1W-Schema [1]. Diese alternative Dosierungsempfehlung könnte in Zukunft zu geringeren Kosten für die Verabreichung, mehr Flexibilität für das Klinikpersonal und einer besseren Therapietreue der Patient:innen führen [8].

Abbildung 1) Medianes Gesamtüberleben (mOS) nach Gewichtung der Patientencharakteristika mit Hilfe einer inversen Behandlungswahrscheinlichkeitsgewichtung (IPTW). Schwarz = Q1W-Kohorte; Grau = Q2W-Kohorte. Adaptiert nach Kasper et al. 2021 [3].

* Bei lokal fortgeschrittenem (LA) SCCHN ist weiterhin ausschliesslich die wöchentliche Verabreichung zugelassen [1].

# Erbitux® wird zur Behandlung von Patienten mit EGFR exprimierendem mCRC mit RAS-Wildtyp angewendet, entweder in Kombination mit FOLFIRI/FOLFOX oder als Monotherapie, wenn eine Therapie auf Oxaliplatin- und Irinotecan-Basis versagt hat oder eine Irinotecan-Intoleranz vorliegt. Erbitux® wird angewendet in Kombination mit Radiotherapie zur Behandlung von Patienten mit LA SCCHN sowie in Kombination mit Cisplatin und 5-Fluorouracil zur Behandlung von Patienten mit R/M SCCHN [1].

Abkürzungen:

EGFR = epithelialer Wachstumsfaktor-Rezeptor, KI = Konfidenzintervall, HR = Hazard Ratio.

Die Kurzfachinformation von ERBITUX® finden Sie nachstehend.

CH-ERB-00109 04/2025

Mit finanzieller Unterstützung der Merck (Schweiz) AG, Chamerstrasse 174, 6300 Zug.

 

Literatur

  1. Fachinformation ERBITUX® (Cetuximab), www.swissmedicinfo.ch, Version 02.
  2. Swissmedic. Erbitux® (Cetuximab). https://www.swissmedic.ch/swissmedic/de/home/humanarzneimittel/authorisations/new-medicines/erbitux---cetuximab-.html; letzter Zugriff: März 2025.
  3. Kasper, S., et al., Noninferiority of cetuximab every-2-weeks versus standard once-weekly administration schedule for the first-line treatment of RAS wild-type metastatic colorectal cancer. Eur J Cancer, 2021. 144: p. 291-301.
  4. Lamy, F.X., et al., Comparative effectiveness of weekly versus every-2-weeks cetuximab in metastatic colorectal cancer in a US-insured population. J Comp Eff Res, 2020. 9(16): p. 1117-1129.
  5. Tabernero, J., et al., Cetuximab administered once every second week to patients with metastatic colorectal cancer: a two-part pharmacokinetic/pharmacodynamic phase I dose-escalation study. Ann Oncol, 2010. 21(7): p. 1537-1545.
  6. Guigay, J., et al., Observational, prospective, phase 4 study in patients with first-line recurrent and/or metastatic squamous cell carcinoma of the head and neck treated with cetuximab and platinum-based therapy: DIRECT. Cancer Rep (Hoboken), 2022. 5(2): p. e1467.
  7. Parikh, A.R., et al., Efficacy and Safety of Cetuximab Dosing (biweekly vs weekly) in Patients with KRAS Wild-type Metastatic Colorectal Cancer: A Meta-analysis. Oncologist, 2022. 27(5): p. 371-379.
  8. Bokemeyer, C., et al., Cetuximab every 2 weeks versus standard weekly dosing administration schedule. Future Oncol, 2024. 20(7): p. 393-407.

Die Referenzen sind auf Anfrage erhältlich.

Erbitux® (5 mg/ml Cetuximab, chimärer monoklonaler IgG1-Antikörper) I: EGFR (epidermal growth factor receptor) exprimierendes metastasiertes Kolorektalkarzinom (mCRC) mit RAS-Wildtyp: a) in Kombination mit FOLFIRI oder FOLFOX; b) als Monotherapie, wenn eine Therapie auf Oxaliplatin- und Irinotecan-Basis versagt hat oder eine Irinotecan Intoleranz vorliegt. In Kombination mit Radiotherapie bei lokal fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich (LA SCCHN). In Kombination mit Cisplatin und 5‑Fluorouracil bei rezidivierendem und/oder metastasiertem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich (R/M SCCHN). D: mCRC und R/M SCCHN: wöchentliche (Q1W) oder zweiwöchentliche (Q2W) Anwendung; LA SCCHN: wöchentliche (Q1W) Anwendung. Q1W: Initialdosis von 400 mg pro m2 Körperoberfläche, gefolgt von wöchentlich 250 mg/m2; Q2W: 500 mg/m2 alle 2 Wochen. Vorbehandlung mit Antihistaminikum und Kortikosteroid. KI: Bekannte schwere Überempfindlichkeitsreaktionen auf Cetuximab oder einen der Hilfsstoffe; Schwangerschaft und Stillzeit; in Kombination mit Oxaliplatin-haltiger Chemotherapie bei mCRC-Patienten mit RAS-Mutationen oder unbekanntem RAS-Mutationsstatus. V: Schwere infusionsbedingte Reaktionen einschliesslich anaphylaktischer Reaktionen. Diese erfordern einen sofortigen, dauerhaften Abbruch der Therapie; interstitielle Lungenerkrankungen; schwere Hautreaktionen, insbesondere in Kombination mit Chemotherapie; Elektrolytstörungen; Neutropenie; kardiovaskuläre Erkrankungen; Augenerkrankungen; Patienten mit RAS-mutiertem Kolorektalkarzinom. IA: Keine bekannt. UAW: Sehr häufig: Hypomagnesiämie; Mukositis; Anstieg von AST, ALT und AP; akneartiger Hautausschlag; leichte oder mittelschwere infusionsbedingte Reaktionen. Häufig: Hypokalzämie; Anorexie; Dehydratation; Kopfschmerzen; Konjunktivitis; Diarrhö; Übelkeit; Erbrechen; Epistaxis; Pruritus; trockene Haut; Desquamation; Hypertrichose oder Nagelveränderungen; in Kombination mit Fluoropyrimidinen Hand-Fuss Syndrom; schwere infusionsbedingte Reaktionen; Fatigue. P: Je 1 Durchstechflasche zu 20 ml (100 mg Cetuximab) und 100 ml (500 mg Cetuximab). [A]. Für detaillierte Informationen siehe www.swissmedicinfo.ch. V02

 

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