MA14 - Palliative and Supportive Care - The Forgotten Trade
Abstract titles and summaries were obtained from the WCLC website; abstracts were translated, edited, and summarized in German.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
MA14.03 - Effect of Mirtazapine on Energy Intake in Patients with Anorexia Associated with NSCLC
Anorexie: Mirtazapin verbessert Nahrungsaufnahme
Anorexie - ein weit verbreitetes Problem bei Patienten mit Lungenkrebs - ist ein Phänomen, das eine Mangelernährung durch unzureichende Nahrungsaufnahme begünstigt, die Ergebnisse negativ beeinflusst und das Überleben erschwert. Es ist keine Standardtherapie zur Verbesserung der krebsbedingten Anorexie bekannt. Die Studienautoren haben die Wirkung von Mirtazapin im Vergleich zu Placebo auf Ernährungsparameter bei Patienten mit NSCLC, bei denen Magersucht diagnostiziert wurde, untersucht.
- Insgesamt erfüllten 65 Patienten die Einschlusskriterien und wurden nach dem Zufallsprinzip in die Placebogruppe (n=32) oder die Mirtazapin-Gruppe (n=33) eingeteilt.
- Das Durchschnittsalter betrug 63,5 ± 11,1 Jahre, 37 (56,9 %) waren weiblich und 28 (43,1 %) waren männlich.
- Die Ausgangsdaten wie Geschlecht, Alter, Leistungsstatus, Gewicht, Körperzusammensetzung und ACS-Score waren in beiden Studiengruppen ähnlich.
Behandlungsergebnisse:
- Der Appetit war in beiden Studiengruppen 4 Wochen nach der Intervention signifikant erhöht, ohne signifikante Unterschiede (p=0,824).
- Der prozentuale Anteil des Energiebedarfs war in der Mirtazapin-Gruppe verglichen mit Plazebo signifikant verbessert (34,9 % vs. 8,8 % p= 0,001).
- Auch der Energieverbrauch stieg bei den Patienten, die Mirtazapin erhielten, stärker an (500 kcal vs. 119 kcal; p=0,001).
- Dieser Anstieg spiegelte sich in der Protein- (28,6 g vs. 9,8 g, p=0,011) und Kohlenhydrataufnahme (59,4 g vs. 1,6 g, p= 0,003) wider.
- Bei der 8-wöchigen Auswertung zeigten die Mirtazapin-Patienten eine signifikante Verbesserung der Energiezufuhr, des prozentualen Anteils des Bedarfs, der Proteine und der Fette im Vergleich zu ihrer Ausgangsbewertung.
- Auch die Fettzufuhr war bei den Mirtazapin-Patienten signifikant besser als bei den Placebo-Patienten (17,9 g vs. 0,4 g; p=0,009).
Bei Patienten mit krebsbedingter Anorexie kann laut den Studienautoren die Nahrungsaufnahme durch die Gabe von Mirtazapin verbessert werden, das den Energiekonsum in Form verschiedener Makronährstoffe fördert.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
MA14.04 - Sexual Health Assessment in Women with Lung Cancer (SHAWL) Study
Sexuelle Gesundheit gehört in die thorax-onkologische Versorgung integriert
Die sexuelle Gesundheit ist eine wichtige Komponente der Lebensqualität bei Lungenkrebs. Sie wird aber nur selten untersucht und diskutiert. Die meisten Daten zu sexuellen Funktionsstörungen bei Patienten mit Lungenkrebs stammen aus der Zeit vor der Zulassung von zielgerichteten Therapien und Immun-Checkpoint-Inhibitoren. Die Autorinnen berichten über die Ergebnisse der SHAWL-Studie, der bisher größten Studie zur Bewertung sexueller Funktionsstörungen bei Frauen mit Lungenkrebs.
- Zur Bewertung der sexuellen Gesundheit wurde das Patient-Reported Outcomes Measurement Information System (PROMIS®) Sexual Function and Satisfaction Measures verwendet.
- Zu den Zulassungskriterien gehörten ein Alter von mehr als 18 Jahren, eine Selbsteinschätzung als Frau, fließende Englischkenntnisse und eine LC-Diagnose.
- Die Teilnehmerinnen wurden vor dem Ausfüllen der Umfrage zu ihrer sexuellen Aktivität vor der LC und in den "letzten 30 Tagen" befragt.
Umfrageergebnisse:
- 249 Frauen füllten die Umfrage aus; Tabelle 1 im Abstract beschreibt die Studienteilnehmerinnen und ihre sexuelle Funktion vor der LC.
- 159 Patientinnen (64 %) hatten eine LC im Stadium IV und 107 (45 %) erhielten eine gezielte Therapie, von denen 93 (87 %) die Medikamente seit mehr als 6 Monaten einnahmen.
- Bei Abschluss der Umfrage nahmen 78 Teilnehmer (33) Antidepressiva und 34 (14 %) Betablocker ein.
- Innerhalb der letzten 30 Tage hatten 127 (53 %) der Frauen sexuelle Aktivitäten mit sich selbst oder einer anderen Person.
- 183 (77 %) Frauen gaben an, wenig bis gar kein Interesse an sexuellen Aktivitäten zu haben,
- 159 (67 %) gaben an, selten oder nie sexuelle Aktivitäten haben zu wollen.
- Zu den häufigsten Gründen für die negative auf Zufriedenheit der Frauen mit ihrem Sexualleben (sehr stark bis etwas), gehörten Müdigkeit 95 (40 %), Traurigkeit/Unglücklichsein 66 (28 %), Probleme mit dem Partner 52 (22 %) und Atemnot 36 (15 %).
- Von den 127 Teilnehmerinnen, die in den letzten 30 Tagen sexuell aktiv waren, berichteten 75 (59 %) über erhebliche Probleme mit vaginaler Trockenheit und 63 (26 %) über vaginale Schmerzen/Unbehagen während der sexuellen Aktivität.
- Beim Vergleich vor und nach der Lungenkrebsdiagnose wurden deutliche Unterschiede in Bezug auf vermindertes sexuelles Verlangen/Interesse (15 % vs. 31 %, p<0,001) und vaginale Schmerzen/Unbehagen (13 % vs. 43 %, p0,001) festgestellt.
Sexuelle Dysfunktion ist bei Frauen mit Lungenkrebs laut den Autorinnen weit verbreitet. Die meisten Frauen gaben an, wenig bis gar kein Interesse an sexueller Aktivität zu haben. Müdigkeit, Traurigkeit/Unglücklichsein und Kurzatmigkeit waren die häufigsten Gründe für die negative Beeinflussung der Zufriedenheit der Frauen mit ihrem Sexualleben. Die sexuelle Gesundheit sollte gemäss den Studienautorinnen in die thorax-onkologische Versorgung integriert werden, und es sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um maßgeschneiderte Maßnahmen für Patienten mit Lungenkrebs zu entwickeln.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
MA14.05 - A Double-blind Phase III Trial of Denosumab Biosimilar QL1206 vs Denosumab in Bone Metastatic Tumor: Lung Cancer Cohort Data
Biosimilar Denosumab QL1206: Neue Option für Patienten mit knochenmetastasierendem Lungenkrebs
Aiping Zeng, Helong Zhang, Yan Yu, et al.
QL1206 (das erste Biosimilar-Denosumab) zeigte ähnliche Wirksamkeit, Sicherheit und PK-Eigenschaften wie Denosumab bei Patienten mit soliden Tumoren und Knochenmetastasen (NCT04550949). Hier berichten die Studienautoren über die Daten einer Kohortenanalyse bei Lungenkrebs.
Therapieschema:
- Patienten mit Knochenmetastasen bei soliden Tumoren im Alter von 18 bis 80 Jahren und einem ECOG-Performance-Status von 0 bis 2 wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten entweder subkutan QL1206 oder Denosumab (120 mg Q4W, beides), stratifiziert nach Tumorarten, früheren skelettbezogenen Ereignissen und aktueller systemischer Antitumortherapie.
Methodik/Statistik:
- Primärer Wirksamkeitsendpunkt war die prozentuale Veränderung des N-Telopeptid/Kreatinin-Verhältnisses im Urin (uNTX/uCr) vom Ausgangswert bis zur Woche 13.
- Die klinische Äquivalenz wäre bestätigt, wenn die zweiseitigen 90 %-Konfidenzintervalle (KI) der kleinsten quadratischen Mittelwertdifferenz (LSM) des natürlichen log-transformierten Verhältnisses von uNTX/uCr der Woche 13 zum Ausgangswert, berechnet durch Kovarianzanalyse, innerhalb der Margen von ±0,135 lägen.
- Die Äquivalenztests wurden jedoch nur in der gesamten Studienpopulation, nicht aber in Untergruppen durchgeführt.
Behandlungsergebnisse:
- In die Gesamtanalyse wurden insgesamt 717 Patienten einbezogen, 199 in der QL1206-Gruppe und 198 in der Denosumab-Gruppe.
- Die medianen prozentualen Veränderungen von uNTX/uCr in Woche 13 betrugen -78,0 % für QL1206 und -76,9 % für Denosumab.
- Der LSM des natürlichen log-transformierten Verhältnisses von uNTX/uCr in Woche 13 zum Ausgangswert betrug -1,327 (Standardfehler 0,159) und -1,303 (0,156) in den beiden Gruppen.
- Der LSM-Unterschied zwischen den beiden Gruppen betrug -0,024 (0,072; 90% CI -0,144 bis 0,095; P =0,7364).
- Zum Zeitpunkt des Datenschnitts betrug die SRE-Rate 6,0% (12/199) für QL1206 und 5,1% (10/198) für Denosumab.
Verträglichkeit:
- In der Sicherheitsgruppe traten TRAEs bei 196 (98,5 %) von 199 Patienten in der QL1206-Gruppe und bei 194 (97,5 %) von 199 Patienten in der Denosumab-Gruppe auf.
- Die Anteile positiver Anti-Arzneimittel-Antikörper (8/190 [4,2%] vs. 12/193 [6,2%]) und neutralisierender Antikörper (2/190 [1,1%] vs. 3/193 [1,6%]) waren in beiden Gruppen ähnlich.
Das erste Biosimilar Denosumab QL1206 zeigte bei Lungenkrebspatienten laut den Studienautoren eine ähnliche klinische Wirksamkeit, akzeptable Sicherheit und IG wie Denosumab. QL1206 ist eine neue Option für Patienten mit knochenmetastasierendem Lungenkrebs.
MA14.07 - The Use of Medical Cannabis Concomitantly with Immune-Check Point Inhibitors (ICI) in Non Small Cell Lung Cancer (NSCLC): A Sigh of Relief?
NSCLC: Cannabis im klinischen Umfeld der Immuntherapie ohne schädliche Auswirkungen
Yasmin Leshem, Ido Wolf
Cannabinoidrezeptoren werden in großem Umfang auf Immunzellen exprimiert und modulieren deren Aktivität. Medizinischer Cannabis wird häufig von Patienten mit metastasiertem NSCLC kurz nach der Diagnose verwendet und parallel zur Erstlinienbehandlung mit ICI eingenommen. Der Konsum von Cannabis könnte gemäss unsicheren Hinweisen die Wirksamkeit von ICI verringern.
Die Studienautoren testeten zunächst die Wechselwirkung von Anti-PD-1-Antikörpern und Δ-9-Tetrahydrocannabinol (THC) in einem präklinischen Modell. Sie untersuchten die Auswirkungen auf die Tumorgröße, die T-Zell-Infiltrate und das Überleben der Mäuse. Dann führten die Autoren eine retrospektive Studie an NSCLC-Patienten durch, die an einem tertiären Zentrum behandelt wurden, und schlossen alle konsekutiven Patienten ein, die mit Pembrolizumab als Erstlinienbehandlung bei fortgeschrittener Erkrankung behandelt wurden. Es wurde das klinische Ergebnis und das Ansprechen auf die Behandlung untersucht.
Studienergebnisse:
- Studien am CT26-Krebsmodell mit Mäusen wiesen auf eine potenziell positive Wirkung der Kombination eines Anti-PD-1-Antikörpers und THC hin,
- medianes OS der Mäuse, die keine Behandlung, THC, Anti-PD-1-Antikörper oder deren Kombination erhielten: 21, 24, 31 bzw. 54 Tage (p<0,05).
- Analyse der Daten von 201 NSCLC-Krebspatienten mit Erstlinienbehandlung mit Pembrolizumab gegen eine metastasierte Erkrankung:
- 102 (50,7 %) Patienten mit Cannabis und 99 (49,3 %) waren Cannabis-naiv.
- Durchschnittsalter: 68 Jahre in der mit Cannabis behandelten Gruppe und 74 Jahre in der Gruppe der Cannabis-Naiven (p=0,003);
- 34 (34,3 %) in der mit Cannabis behandelten Gruppe und 62 (60,8 %) in der Gruppe der Cannabis-Naiven waren Frauen (p=0,002).
- Die Gruppen wiesen eine ähnliche Verteilung von Histologie, Raucherstatus und PDL1-Expression auf.
- Die Wirksamkeit von Pembrolizumab, gemessen an der Zeit bis zur Progression (TTP), war bei den Cannabis-naiven und den mit Cannabis behandelten Patienten ähnlich (6,1 bzw. 4,8 Monate, p=0,386),
- OS in der Cannabis-naiven Gruppe: statistisch nicht signifikant höher (54 bzw. 23,3 Monate, p=0,08).
Sowohl die präklinischen als auch die klinischen Daten deuten für die Autoren darauf hin, dass Cannabis keine nachteiligen Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Pembrolizumab als Erstlinien-Monotherapie bei fortgeschrittenem NSCLC hat. Die Unterschiede beim Überleben lassen sich für die Autoren höchstwahrscheinlich auf eine höhere Krankheitslast und eine symptomatischere Erkrankung in der mit Cannabis behandelten Gruppe zurückführen. Obwohl weitere Validierungen erforderlich sind, liefern diese Daten für die Autoren einigermaßen beruhigende Hinweise darauf, dass Cannabis in diesem klinischen Umfeld keine schädlichen Auswirkungen hat.
MA14.08 - Longitudinal Symptoms and Health Utility Scores (HUS) in Patients Receiving PD-1 Inhibitors for Metastatic NSCLC
NSCLC: Bei langfristiger Immuntherapie deutliche Verbesserung der körperlichen Symptombelastung
Sierra Ching Lein Cheng, Luna Jia Zhan, et al.
PD-1-Inhibitoren haben die Überlebenszeit von Patienten mit metastasiertem NSCLC drastisch verlängert. In prospektiven Studien war die Lebensqualität im Vergleich zur Chemotherapie besser. Die Studienautoren haben versucht, die Symptombelastung in einer großen bevölkerungsbasierten Stichprobe im Längsschnitt zu charakterisieren.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom zu Beginn der Behandlung eine hohe Symptombelastung haben, wobei Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Schmerzen die häufigsten Symptome sind. Bei Patienten mit kontrolliertem Krankheitsverlauf, die die Immuntherapie langfristig beibehalten, kam es im Vergleich zum Ausgangswert zu einer deutlichen Verbesserung der körperlichen Symptombelastung.
MA14.09 - Lower Paraspinous Muscle Index at First Thoracentesis is Associated with Poor Survival in Non-Small Cell Lung Cancer
Paraspinaler Muskelindex zur Prognose von NSCLC-Patienten mit Pleuraergüssen
Austin Meggyesy, Jed A Gorden, Christopher R Gilbert
Maligne Pleuraergüsse (MPE) sind häufig und laut den Studienautoren mit einer schlechten Prognose verbunden. Die Prognoseinstrumente für MPE sind schwierig zu handhaben. Dies betrifft beispielsweise den LENT-Score. Hierzu werden Labortests und mehrere Berechnungen benötigt. Die Querschnittsfläche des paraspinösen Muskels, die mit Hilfe der Computertomographie (CT) gemessen wird, steht im Zusammenhang mit dem Überleben nach einer Thoraxoperation und ist ein prognostischer Indikator für das NSCLC. Das Ziel der Studienautoren war es, die Beziehung zwischen PMI und Überleben bei NSCLC-Patienten mit MPE zu bewerten.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass ein niedriger PMI bei NSCLC-Patienten mit MPE mit einem schlechteren medianen Überleben verbunden ist. Dieser Zusammenhang war in der weiblichen Population nicht vorhanden. Der PMI stellt für die Autoren möglicherweise ein leicht verfügbares, praktisches Instrument zur Unterstützung der Prognose des Überlebens von NSCLC-Patienten mit MPE dar.