ASH 2022 Press Briefing
December 12, 2022

Late-Breaking Abstracts & Optimizing Pediatric Care

  • LBA-1 Results from the ECOG-ACRIN E1910 Randomized Phase III National Cooperative Clinical Trials Network Trial
  • LBA-2 Results from the Randomized, Active-Comparator-Controlled, Open-Label, Multicenter, Phase III Apply-PNH Study
  • LBA-5 Low-Molecular-Weight Heparin Versus Standard Pregnancy Care for Women with Recurrent Miscarriage and Inherited Thrombophilia (ALIFE2)
  • LBA-6 Zanubrutinib Demonstrates Superior Progression-Free Survival (PFS) Compared with Ibrutinib for Treatment of Relapsed/Refractory Chronic Lymphocytic Leukemia and Small Lymphocytic Lymphoma (R/R CLL/SLL)
  • 902 Epigenetic Age Acceleration and Neurocognitive Function Among Long-Term Survivors of Pediatric Hodgkin Lymphoma - A Report from the St. Jude Lifetime Cohort
  • 3663 Formula Feeding Significantly Increases Risk of Iron Deficiency in Very Preterm Infants during the First 4-6 Months of Life
  • 885 A US-Wide Red Blood Cell Alloantibody Exchange Can Decrease Mortality and Produce Cost Savings in the Care of Alloimmunized Patients with Sickle Cell Disease
LBA-1 Consolidation Therapy with Blinatumomab Improves Overall Survival in Newly Diagnosed Adult Patients with B-Lineage Acute Lymphoblastic Leukemia in Measurable Residual Disease Negative Remission:

Results from the ECOG-ACRIN E1910 Randomized Phase III National Cooperative Clinical Trials Network Trial

Mark R. Litzow, Zhuoxin Sun, Elisabeth Paietta, et al.

Read also the ASH Press Release: Blinatumomab further improves survival among B-lineage ALL patients with a good prognosis

Die Zugabe von Blinatumomab zur Konsolidierungschemotherapie: Ein neuer Behandlungsstandard für BCR::ABL1-negative ALL-Patienten

Blinatumomab (blin) ist ein bispezifisches T-Zell-Engager-Molekül, das laut den Studienautoren von der FDA für Patienten mit rezidivierter/refraktärer ALL der B-Linie oder Patienten in morphologischer CR, die MRD-positiv sind (>0,1%), zugelassen ist. Die Autoren haben eine Phase-III-Studie durchgeführt, in der Patienten nach dem Zufallsprinzip mit oder ohne Blin behandelt wurden. Ihr Ziel war festzustellen, ob Patienten, die nach der Induktionschemotherapie (Chemo) MRD-negativ (<0,01%) werden, durch die zusätzliche Gabe von Blin bessere Ergebnisse erzielen können.
Studienanlage

  • Patienten im Alter zwischen 30 und 70 Jahren mit neu diagnostizierter BCR::ABL1-negativer ALL der B-Linie wurden in die Studie aufgenommen.
  • Sie erhielten zunächst eine 2,5-monatige kombinierte Induktionschemotherapie nach einem BFM-ähnlichen Schema, das aus der klinischen Studie E2993/UKALLXII übernommen wurde, mit erweiterter Remissionsinduktion, zusätzlichem Einsatz von Pegaspargase bei Patienten unter 55 Jahren und zusätzlichem Einsatz von Rituximab bei CD20-positiven Patienten (vgl. Abbildung 1 im Originlabstract).
  • Nach der Remissionsinduktion (Schritt 1) wurden die Patienten, die sich in morphologischer Komplettremission (CR/CRi) befanden, in die Studie aufgenommen und erhielten eine Intensivierung mit hochdosiertem Methotrexat und Pegaspargase zur ZNS-Prophylaxe (Schritt 2).
  • Anschließend wurden ihre Remission und ihr MRD-Status zentral mittels 6-Farben-Durchflusszytometrie bestimmt, wobei MRD-Negativität als <0,01% definiert wurde.
  • Alle Patienten wurden dann randomisiert und erhielten entweder vier weitere Zyklen Konsolidierungschemotherapie oder zwei Zyklen Blinatumomab für jeweils 28 Tage, gefolgt von drei Zyklen Konsolidierungschemotherapie, einem weiteren vierwöchigen Zyklus Blinatumomab (3. Zyklus Blinatumomab), gefolgt von einem weiteren Zyklus Chemotherapie und dann einem vierten Zyklus Blinatumomab (Schritt 3).
  • Die Patienten in beiden Armen erhielten die gleiche Anzahl von Zyklen und Dosierungen der Chemotherapie.
  • Nach Abschluss der Konsolidierungschemotherapie +/- Blinatumomab erhielten die Patienten 2,5 Jahre lang eine POMP-Erhaltungstherapie, die mit dem Beginn des Intensivierungszyklus begann (Schritt 4).
  • Die Patienten wurden nach dem Ermessen des behandelnden Arztes einer allogenen hämatopoetischen Zelltransplantation (HCT) unterzogen, die im Blin-Arm nach den ersten beiden Zyklen von Blin oder im Kontroll-Chemo-Arm zu einem beliebigen Zeitpunkt nach der Intensivierungschemotherapie durchgeführt werden sollte.
  • Nach der FDA-Zulassung von Blin für MRD-positive Erkrankungen im März 2018 wurden Patienten, die nach der Intensivierung MRD-positiv waren, dem Blin-Arm der Studie zugewiesen und nicht mehr randomisiert.

Baseline

  • Die Studie wurde am 17. Dezember 2013 aktiviert.
  • 772 Patienten wurden für die Studie gescreent, und 488 wurden in die Induktionstherapie der Stufe 1 aufgenommen.
  • Die Studie endete am 15. Oktober 2019.
  • Das mediane Alter der Patienten lag bei 51 Jahren (Spanne 30-70).
  • 224 MRD-negative Patienten wurden randomisiert, 112 Patienten in jeden Arm.
  • 22 Patienten in jedem Arm wurden einer allogenen BMT unterzogen.

Behandlungsergebnisse

  • Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 43 Monate
  • Die CR/CRi-Rate nach der Induktionschemotherapie lag bei 81 %.
  • Von den MRD-negativen Patienten waren bei der dritten Zwischenanalyse der Wirksamkeit 56 Patienten gestorben, 17 im Blin-Arm und 39 im Kontroll-Chemo-Arm.
  • Die obere Grenze für die Wirksamkeitsanalyse wurde zugunsten von blin überschritten, wobei sich das Gesamtüberleben zugunsten des blin-Arms signifikant verbesserte (medianes OS: nicht erreicht vs. 71,4 Monate; Hazard Ratio 0,42, 95% CI: 0,24 - 0,75; zweiseitig p=0,003).

Die Zugabe von Blin zur Konsolidierungschemotherapie führte laut den Studienautoren zu einem signifikant besseren Gesamtüberleben bei Patienten mit neu diagnostizierter ALL der B-Linie, die nach der Intensivierungschemotherapie MRD-negativ waren. Wesentlichen Sicherheitsbedenken sind nicht aufgetreten. Die Zugabe von Blin zur Konsolidierungschemotherapie bei erwachsenen Patienten im Alter von 30-70 Jahren ist für die Studienautoren ein neuer Behandlungsstandard für BCR::ABL1-negative ALL-Patienten.

LBA-2 Oral Monotherapy with Iptacopan, a Proximal Complement Inhibitor of Factor B, Has Superior Efficacy to Intravenous Terminal Complement Inhibition with Standard of Care Eculizumab or Ravulizumab

and Favorable Safety in Patients with Paroxysmal Nocturnal Hemoglobinuria and Residual Anemia: Results from the Randomized, Active-Comparator-Controlled, Open-Label, Multicenter, Phase III Apply-PNH Study

Regis Peffault De Latour, Alexander Roeth, Austin Kulasekararaj, et al.

Iptacopan: Potential zur bevorzugten Behandlungsoption für Patienten mit hämolytischer PNH

Die IV zu verabreichenden monoklonalen Anti-C5-Antikörper (Eculizumab [ECU]/Ravulizumab [RAV]) gehören zur Standardtherapie (SoC) von Patienten mit hämolytischer paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH). Doch bis zu 60 % der Patienten mit SoC zeigen eine klinisch bedeutsame Restanämie. Sie wird auf eine C3-vermittelte extravaskuläre Hämolyse zurückgeführ. Iptacopan ist der erste orale, selektive Komplementfaktor-B-Inhibitor seiner Klasse, der in zwei Phase-II-Studien mit Anti-C5-behandelten und -naiven PNH-Patienten vielversprechende Sicherheit und Wirksamkeit zeigte.
Die Autoren berichten über primäre Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten aus dem 24-wöchigen randomisierten Behandlungszeitraum der zulassungsrelevanten, multizentrischen Phase-III-Studie APPLY-PNH (NCT04558918).

Studienanlage

  • Erwachsene PNH-Patienten mit einem mittleren Hämoglobin (Hb) <10 g/dL, die seit ≥6 Monaten eine stabile SoC-Therapie (ECU/RAV) erhielten, wurden im Verhältnis 8:5 randomisiert und erhielten entweder eine Iptacopan-Monotherapie mit 200 mg zweimal täglich oder setzten ihre SoC-Therapie für 24 Wochen fort.
  • Die Randomisierung erfolgte stratifiziert nach vorheriger SoC-Therapie und Erythrozytentransfusionen (RBCTs) in den vorangegangenen 6 Monaten.

Baseline

  • Von den 97 Patienten wurden 62 und 35 zu Iptacopan bzw. SoC randomisiert.
  • Die Ausgangscharakteristika der Erkrankung waren zwischen den beiden Gruppen ausgeglichen.
  • Das Durchschnittsalter betrug 51 Jahre und 69,1 % der Patienten waren weiblich.
  • 57,7 % der Patienten hatten in den sechs Monaten vor der Randomisierung eine RBCT erhalten;
  • 64,9 % bzw. 35,1 % hatten zuvor eine ECU bzw. RAV erhalten, und zwar durchschnittlich vier Jahre lang.

Behandlungsergebnisse

  • Beide primären Endpunkte wurden mit der Iptacopan-Monotherapie erreicht und zeigten eine Überlegenheit gegenüber SoC (vgl. Tabelle im Originalabstract);
  • 51/60 mit Iptacopan behandelte gegenüber 0/35 mit SoC behandelte Patienten mit auswertbaren/nicht fehlenden Daten hatten einen Hb-Anstieg von ≥2 g/dL gegenüber dem Ausgangswert und
  • 42/60 gegenüber 0/35 erreichten einen Hb-Wert von ≥12 g/dL (beide P<0,0001).
  • Die Iptacopan-Monotherapie zeigte auch eine Überlegenheit bei der Vermeidung von Transfusionen, den Veränderungen des Hb-Wertes gegenüber dem Ausgangswert, den FACIT-F-Scores und ARC sowie der Rate der klinischen BTH (vgl. Tabelle im Originalabstract).
  • Die bereinigte mittlere Hb-Veränderung gegenüber dem Ausgangswert (95 % Konfidenzintervall) betrug +3,59 (3,32, 3,86) g/dL für Iptacopan gegenüber -0,04 (-0,42, 0,35) g/dL für SoC (Differenz: +3,63 [3,18, 4,08] g/dL);
  • die mittleren Hb-Werte (Standardabweichung) nach 24 Wochen betrugen unabhängig von den Erythrozytenkonzentrationen 12,6 (1,4) bzw. 9,2 (1,4) g/dL (vgl. Abbildungen im Originalabstract).
  • Nach 24 Wochen waren fast alle Patienten (60/62) in der Iptacopan-Gruppe frei von RBCT, im Vergleich zu 14/35 in der SoC-Gruppe.

Verträglichkeit

  • Es gab keine Todesfälle und keine schweren Infektionen mit eingekapselten Bakterien.
  • Bei einem iptacopan-behandelten Patienten kam es zu einer MAVE (transitorische ischämische Attacke;
  • es wird davon ausgegangen, dass kein Zusammenhang mit iptacopan besteht; die Behandlung mit iptacopan läuft noch).
  • Kopfschmerzen (iptacopan: 16,1 % vs. SoC: 2,9 %) und Durchfall (14,5 % vs. 5,7 %) wurden häufiger unter iptacopan berichtet,
  • während Infektionen/Befall (38,7 % vs. 48,6 %) und BTH-Ereignisse (3,2 % vs. 17,1 %) häufiger unter SoC berichtet wurden.
  • Bei zwei mit SoC behandelten Patienten traten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse in Form von Hämolyse auf, während dies bei den mit Uptacopan behandelten Patienten nicht der Fall war.
  • Keiner der Patienten brach die Behandlung mit Uptacopan oder SoC wegen unerwünschter Ereignisse ab.

Nach einer IV Anti-C5-SoC-Therapie führte oral verabreichtes Iptacopan bei einer signifikanten Mehrheit der PNH-Patienten mit Restanämie zu einem klinisch bedeutsamen Hb-Anstieg und zu einem Hb-Wert von ≥12 g/dL. Dies als Folge der Beseitigung der extravaskulären Hämolyse und Kontrolle der intravaskulären Hämolyse. Die Iptacopan-Monotherapie war gut verträglich und wies ein günstiges Sicherheitsprofil auf. Die Monotherapie mit Iptacopan könnte laut den Studienautoren eine praxisverändernde, orale, ambulante Behandlung für auf eine Anti-C5-SoC-Therapie unzureichend ansprechende PNH-Patienten darstellen. Die Therapie könnte sich zu einer bevorzugten Behandlungsoption für Patienten mit hämolytischer PNH entwickeln. 

LBA-5 Low-Molecular-Weight Heparin Versus Standard Pregnancy Care for Women with Recurrent Miscarriage and Inherited Thrombophilia (ALIFE2):

Siobhan Quenby, Katie Booth, Louise Hiller, et al.

Read also the ASH Press Release: Blood Thinners During Pregnancy Made No Difference to Live Birth Rate in Women with Recurrent Miscarriage and Inherited Thrombophilia

Routinemäßige Anwendung von LMWH und routinemäßige Untersuchung auf vererbte Thrombophilie nicht ratsam

Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen wiederholten Fehlgeburten und vererbter Thrombophilie. Eine Hypothese lautet, dass eine gerinnungshemmende Therapie sowohl die Zahl der Fehlgeburten als auch die nachteiligen Schwangerschaftsfolgen bei diesen Frauen verringern könnte. Solide Beweise bez. Studien für diese häufige Praxis fehlen. Dies haben die Autoren nun mit einer randomisierten klinischen Studie nachgeholt.

Studienanlage

  • Bei der ALIFE-2-Studie handelte es sich um eine von Prüfärzten initiierte, internationale, offene, randomisierte und kontrollierte Studie.
  • Die Studie wurde im niederländischen Studienregister (NTR3361) und bei EudraCT (UK: 2015-002357-35) registriert.
  • Die Frauen wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1) einer einmal täglichen subkutanen LMWH-Behandlung (Enoxaparin 40 mg, Dalteparin 5.000 IE, Tinzaparin 4.500 IE oder Nadroparin 3.800 IE) gegenüber einer Standard-Schwangerschaftsüberwachung zugewiesen, sobald ein positiver Urin-Schwangerschaftstest vorlag.
  • Die Behandlung mit LMWH wurde ≤ 7 Schwangerschaftswochen begonnen und bis zum Ende der Schwangerschaft fortgesetzt.

Baseline

  • Frauen (18-42 Jahre) mit zwei oder mehr Schwangerschaftsverlusten und bestätigter vererbter Thrombophilie (Faktor-V-Leiden-, Prothrombin-20210A-Mutation, Antithrombin-, Protein-C- oder Protein-S-Mangel), die aktiv versuchten, schwanger zu werden, oder weniger als 7 Wochen schwanger waren, konnten in die Studie aufgenommen werden.
  • Ausgeschlossen wurden Frauen, deren aktuelle Schwangerschaft 7 Wochen oder länger dauerte, bei denen eine Indikation für eine gerinnungshemmende Behandlung während der Schwangerschaft, eine Kontraindikation für LMWH, eine bekannte Allergie gegen LMWH oder eine vorherige Teilnahme an dieser Studie vorlag.
  • Zwischen August 2012 und Januar 2021 wurden 10 626 Frauen mit wiederholten Fehlgeburten auf ihre Eignung für die Studie untersucht, von denen die meisten aufgrund einer fehlenden vererbten Thrombophilie nicht in Frage kamen.
  • Insgesamt wurden 428 Frauen registriert, von denen 326 Frauen ein Kind bekamen und randomisiert wurden.
  • 164 wurden der LMWH-Gruppe und 162 der Standardüberwachungsgruppe zugewiesen.
  • Das Durchschnittsalter betrug 33 Jahre, etwa ein Drittel war 36 Jahre oder älter, und die Mehrheit war kaukasischer Herkunft (83 %).
  • Die durchschnittliche Anzahl der Fehlgeburten vor der Randomisierung betrug 3, und 70 % hatten 3 oder mehr Fehlgeburten in der Vergangenheit.
  • Die häufigsten Thrombophilieformen waren Heterozygotie für Faktor V Leiden (56 %),
  • Prothrombin 20210A-Mutation (25 %) und
  • Protein-S-Mangel (14 %).
  • Aspirin wurde in 11 % der Fälle als Begleitmedikation verwendet.

Behandlungsergebnisse

  • Die beobachteten Lebendgeburtenraten betrugen 116/162 (71,6 %) in der LMWH-Gruppe und 112/158 (70,9 %) in der Standardüberwachungsgruppe (bereinigte OR 1,08 (95 % CI 0,65 bis 1,78) (absolute Differenz 0,7 % (95 % CI -9,2 % bis 10,6 %).
  • Unerwünschte Ereignisse wurden bei 39 Frauen (23,8 %) in der LMWH-Gruppe und bei 37 Frauen (22,8 %) in der Gruppe mit Standardüberwachung gemeldet.

Verglichen mit der Standardüberwachung führte die Verwendung von LMWH nicht zu höheren Lebendgeburtenraten bei Frauen, die zwei oder mehr Schwangerschaftsverluste hatten und bei denen eine vererbte Thrombophilie nachgewiesen wurde. Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse raten die Autoren von der routinemäßigen Anwendung von LMWH bei Frauen mit wiederholtem Schwangerschaftsverlust und bestätigter vererbter Thrombophilie ab. Sie raten von einer routinemäßigen Untersuchung auf vererbte Thrombophilie bei Frauen mit wiederholtem Schwangerschaftsverlust ab.

LBA-6 Zanubrutinib Demonstrates Superior Progression-Free Survival (PFS) Compared with Ibrutinib

for Treatment of Relapsed/Refractory Chronic Lymphocytic Leukemia and Small Lymphocytic Lymphoma(R/R CLL/SLL): Results from Final Analysis of ALPINE Randomized Phase 3 Study

Zanubrutinib bei der Behandlung von R/R CLL/SLL wirksamer und besser verträglich als Ibrutinib

Ibrutinib ist zur Standardtherapie der CLL/SLL geworden, hat aber laut den Studienautoren gut beschriebene Off-Target-Effekte, die den Einsatz einschränken können. Verglichen dazu bietet Zanubrutinib, ein BTKi der nächsten Generation, eine verbesserte BTK-Besetzung in krankheitsrelevanten Geweben mit größerer Kinase-Selektivität. In einer randomisierten Phase-3-Studie (ALPINE; NCT03734016) wurde Zanubrutinib in der Behandlung von R/R CLL/SLL direkt mit Ibrutinib verglichen. Bei vordefinierten Ansprechanalysen zeigte Zanubrutinib eine überlegene Gesamtansprechrate (ORR); vorliegend werden Daten aus der vordefinierten endgültigen PFS-Analyse berichtet.

Studienanlage

  • Patienten mit R/R CLL/SLL, die ≥1 vorherige Therapie erhalten hatten und eine messbare Erkrankung aufwiesen, wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten entweder Zanubrutinib oder Ibrutinib bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder inakzeptabler Toxizität.
  • Die Stratifizierung erfolgte auf der Grundlage von Alter, Refraktärstatus, geografischer Region und del(17p)/TP53-Mutationsstatus.
  • Da Zanubrutinib dem primären Endpunkt ORR überlegen war, wurde der wichtige sekundäre Wirksamkeitsendpunkt PFS im Rahmen hierarchischer Tests auf Nichtunterlegenheit geprüft, wenn 205 PFS-Ereignisse beobachtet wurden.

Baseline

  • Patienten (N=652) aus 15 Ländern wurden randomisiert, um Zanubrutinib (n=327) oder Ibrutinib (n=325) zu erhalten.
  • Die demografischen und krankheitsbezogenen Merkmale waren zwischen Zanubrutinib- und Ibrutinib-Armen ausgeglichen (Alter ≥65 Jahre [61,5 vs. 61,5%]; männlich [65,1 vs. 71,4%]; nicht mutiertes IGHV [73,1 vs. 73,5%]; del(17p) [13,8 vs. 15,4%]; TP53 mutiert ohne del(17p) [9,2 vs. 7,7%]).
  • Das mediane Alter der Studienpopulation lag bei 67 bzw. 68 Jahren;
  • in beiden Gruppen betrug der Median der vorangegangenen Therapielinien 1.

Behandlungsergebnisse

  • Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 29,6 Monaten (Datenstichtag 8. August 2022) war das PFS von Zanubrutinib, bewertet durch ein unabhängiges Prüfungskomitee (PFSIRC), in der ITT-Population Ibrutinib überlegen (HR: 0,65 [95% CI, 0,49-0,86]; 2-seitiger P=.0024 [vgl. Abb. 1 im Originalabstract]);
  • identische statistische Werte wurden bei der Bewertung durch den Prüfarzt (INV) berichtet.
  • Das mediane PFSIRC betrug 35,0 Monate (95% CI, 33,2-44,3) für mit Ibrutinib behandelte Patienten, wurde aber für mit Zanubrutinib behandelte Patienten nicht erreicht.
  • In einer vordefinierten Untergruppe von Patienten mit del(17p)/TP53-Mutation wurde mit Zanubrutinib eine längere PFSIRC als mit Ibrutinib nachgewiesen (vgl. Abb. 2 im Originalabstract).
  • Das PFS, unabhängig von der IRC- oder INV-Bewertung, fiel in allen anderen wichtigen vordefinierten Untergruppen, einschließlich des IGHV-Status, durchweg zugunsten von Zanubrutinib aus.
  • Im Vergleich zu Ibrutinib hatte Zanubrutinib eine höhere ORRIRC (86,2 vs. 75,7%, nominaler zweiseitiger P=.0007), mit einer Rate von PR-L oder besser von 91,7% vs. 83,1% (nominaler zweiseitiger P=.001).

Verträglichkeit

  • Die Abbruchrate war bei Zanubrutinib (26,3 %) niedriger als bei Ibrutinib (41,2 %), wobei die meisten Abbrüche auf Nebenwirkungen (16,2 % vs. 22,8 %) oder ein Fortschreiten der Erkrankung (7,3 % vs. 12,9 %) zurückzuführen waren;
  • die Abbruchrate aufgrund von Herzbeschwerden betrug 0,3 % vs. 4,3 %.
  • Die Raten von SARs des Grades ≥3 (67,3 vs. 70,4 %), schwerwiegenden SARs (42,0 % vs. 50,0 %),
  • Dosisunterbrechung (50,0 % vs. 56,8 %) und Dosisreduktion (12,3 vs. 17,0 %) waren unter Zanubrutinib ebenfalls niedriger als unter Ibrutinib.
  • Die Rate an Vorhofflimmern/-flattern war unter Zanubrutinib niedriger als unter Ibrutinib (5,2 % vs. 13,3 %);
  • die Raten anderer unerwünschter Wirkungen von besonderem Interesse waren zwischen den Behandlungen ähnlich.
  • Unter Zanubrutinib traten keine kardial bedingten SARs des Grades 5 auf, gegenüber 6 (1,9 %) unter Ibrutinib.
  • Insgesamt starben 48 (14,7 %) der mit Zanubrutinib und 60 (18,5 %) der mit Ibrutinib behandelten Patienten (OS HR: 0,76 [95 % CI, 0,51-1,11]).

ALPINE ist laut den Studienautoren die erste Studie, die in einem Direktergleich von BTK-Inhibitoren eine Überlegenheit von Zanubrutinib gegenüber Ibrutinib in Bezug auf ORR und PFS bei Patienten mit R/R CLL/SLL dokumentiert hat. Die Vorteile der Wirksamkeit von Zanubrutinib wurden in allen wichtigen Untergruppen, einschließlich Hochrisikopatienten, festgestellt. Zanubrutinib hatte verglichen mit Ibrutinib ein günstiges Sicherheitsprofil.  Zanubrutinib zeigte eine geringere Rate von Behandlungsabbrüchen und wenige kardiale Störungen, einschließlich einer geringeren kardialen Mortalität. Diese Daten deuten darauf laut den Studienautoren hin, dass Zanubrutinib bei der Behandlung von R/R CLL/SLL wirksamer und besser verträglich ist als Ibrutinib.

READ THE ORIGINAL ARTICLE IN THE NEJM

Zanubrutinib or Ibrutinib in Relapsed or Refractory Chronic Lymphocytic Leukemia

J.R. Brown and Others

902 Epigenetic Age Acceleration and Neurocognitive Function Among Long-Term Survivors of Pediatric Hodgkin Lymphoma: A Report from the St. Jude Lifetime Cohort

AnnaLynn M Williams, Qian Dong, Nicholas S. Phillips, et al.

Langzeitüberlebende eines pädiatrischen Hodgkin-Lymphoms (HL) haben ein erhöhtes Risiko für kardiopulmonale Morbidität, kognitive Beeinträchtigungen und vorzeitige Sterblichkeit. Der Zusammenhang zwischen biologischer Alterung und neurokognitiver Funktion wurde bei Überlebenden pädiatrischer Krebserkrankungen bisher nicht untersucht.
Überlebende von pädiatrischem HL weisen laut den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung eine signifikante epigenetische Altersbeschleunigung (EAA) auf. Sie ist mit Defiziten bei der visuell-motorischen Verarbeitungsgeschwindigkeit, dem Kurz- und Langzeitgedächtnis und der verbalen Gewandtheit verbunden. Die EAA könnte laut den Studienautoren ein nützlicher Biomarker sein, um nicht nur Überlebende mit einem Risiko für eine beschleunigte kognitive Alterung zu identifizieren, sondern auch um die präklinische Reaktion auf Maßnahmen zur Verbesserung der kognitiven Funktion zu messen.

3663 Formula Feeding Significantly Increases Risk of Iron Deficiency in Very Preterm Infants during the First 4-6 Months of Life

Grace Power, Alexandra Stratas, Carmen Landry, et al.

Frühgeborene gelten laut den Studienautoren aufgrund ihres relativen Mangels an Eisenspeichern, des beschleunigten Wachstums in den ersten Lebenswochen und der mehrfachen Aderlässe während des Krankenhausaufenthalts als besonders gefährdet, einen Eisenmangel (ID) zu entwickeln. Gestillte Frühgeborene gelten aufgrund des geringeren Eisengehalts der Muttermilch als besonders gefährdet für ID. 
Das primäre Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, zu untersuchen, wie die Art der Ernährung den Eisenstatus von sehr frühgeborenen Kindern im Alter von 4 bis 6 Monaten (korrigiertes Alter) beeinflusst. Ein sekundäres Ziel war die nähere Untersuchung der Risikofaktoren, die mit ID in der FF-Gruppe assoziiert sind.

Die meisten sehr frühgeborenen Säuglinge erhalten kein elementares Eisen von 2 mg/kg/Tag allein via Säuglingsnahrung. ID ist bei FF-Säuglingen häufiger als bei BF-Säuglingen, obwohl die Eisenzufuhr insgesamt höher ist. Eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis sehen die Autoren darin, dass die Bioverfügbarkeit von Eisen aus der Säuglingsnahrung geringer ist als aus der Lactoferrin enthaltenen Muttermilch, was die Eisenaufnahme fördert. Die Beobachtungen der Autoren deuten darauf hin, dass die internationalen Empfehlungen für eine Eisensupplementierung bei sehr frühgeborenen FF-Kindern überdacht werden müssen. Ein niedrigeres Gestationsalter, ein geringeres Geburtsgewicht und die Notwendigkeit von Bluttransfusionen waren gemäss ihren Beobachtungen bei FF-Säuglingen mit ID verbunden. Aus plausiblen Gründen wird befürchtet, dass Bluttransfusionen dazu führen können, dass Kliniker aus Angst vor einer Eisenüberladung bei diesen Säuglingen die notwendige Eisensupplementierung zurückhalten. Die führt unbeabsichtigt zu einem Eisenmangel. Die Autoren schlagen vor, die optimale Eisensupplementierung in dieser Bevölkerungsgruppe mit einer risikoangepassten Strategie zu begleiten. 

885 A US-Wide Red Blood Cell Alloantibody Exchange Can Decrease Mortality and Produce Cost Savings in the Care of Alloimmunized Patients with Sickle Cell Disease

George Goshua, Ronald G. Hauser, Chris Tormey, e al.

Eine Alloimmunisierung von Erythrozyten (RBC) erfolgt aufgrund einer Exposition nachTransfusion oder Schwangerschaft gegenüner fremden RBC-Antigenen. Die Alloimmunisierungsrate und damit auch die Sterblichkeitsrate durch verzögerte hämolytische Transfusionsreaktionen (DHTR) ist laut den Studienautoren bei Patienten mit Sichelzellkrankheit (SCD) besonders hoch. In den USA wächst das Interesse an einem Alloantikörper-Austausch auf der Grundlage eines Blutbank-Informationssystems. Doch es bestehen Kostenbedenken. Um die Auswirkungen eines Austauschs zu untersuchen, der den krankenhausübergreifenden Austausch von Alloantikörperdaten ermöglicht, haben die Autoren die erste Krankheitssimulation von alloimmunisierten Patienten mit SCD durchgeführt, um die lebenslange kumulative DHTR-spezifische Mortalität ohne Alloantikörperaustausch (Status quo) gegenüber einem US-weiten Alloantikörperaustausch zu prognostizieren. Anschließend führten sie zusätzlich eine Kosten-Wirksamkeits-Analyse zur Feststellung durch, ob die Investition in einen Alloantikörper-Austausch kosteneffektiv, kostensparend oder keines von beiden wäre. Mit der Senkung der DHTR-spezifischen Sterblichkeit erweist sich ein Alloantikörper-Austausch als eine lebens- und kostensparende Investition für alloimmunisierte Menschen mit SCD. Diese Ergebnisse lassen darauf schliessen, dass von einem Alloantikörper-Austausch auch Patienten profitieren könnten, die im Zusammenhang mit anderen Diagnosen und Zuständen als SCD alloimmunisiert sind, z. B. bei myelodysplastischem Syndrom, Thalassämie, Autoimmunerkrankungen und Schwangerschaft. 

 

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